Kellermann LESEN!

Ahnert_Originalumschlag_Georg-Kellermann_Der-TunnelEin Bestsellerautor aus Fürth? Kaum zu glauben, vor 100 Jahren aber wahr. Obwohl Bernhard Kellermann zu den meistgelesenen und erfolgreichsten Autoren der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts gehört, ist er – nicht nur in Fürth – weitgehend vergessen. „LESEN!“ nimmt das Ersterscheinen seines Erfolgsromans „Der Tunnel“ im Jahr 1913 zum Anlass, an zwei Tagen im Tunnelsystem der Grüner Bräu Keller Informatives und Performatives über den Autor und seinen Bestseller vorzustellen.

An zwei Tagen stellt „LESEN!“ den Tunnel und seinen Autor vor in einem Vortrag, einer Lese-Musik-Collage, als Film und Feeling – im Tunnelsystem der Grüner Bräu Felsenkeller.
Samstag, 22. Juni
Bernhard Kellermann. Der Moralist aus Fürth
Vortrag von Dr. Klaus Treuheit, Soziologe, Führung in den Tunnel: Kamran Salimi, Untergrund Fürth e.V.

17 Uhr, Grüner Bräu Felsenkeller,
Robert-Koch-Straße, auf halber Höhe zwischen Dialysezentrum und Einfahrt zur Notaufnahme des Klinikums.

Eintritt frei,
festes Schuhwerk und warme Kleidung werden empfohlen

Der Tunnel
Literaturverfilmung nach Bernhard Kellermann
D 1933 / Regie: Kurt Bernhardt / Drehbuch: Kurt Bernhardt, Reinhart Steinbicker / Darsteller: Gustaf Gründgens, Paul Hartmann, Olly von Flint, Attila Hörbiger Will Dohm und andere / 81 Min. / FSK 12
19 Uhr, Uferpalast – Programmkino,
Würzburger Straße 2

Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 5 Euro,  Mitglieder: 3 Euro
In Zusammenarbeit mit Untergrund Fürth e.V. und Uferpalast Programmkino e.V.
Sonntag, 23. Juni
Literaturtour – buchstäblich Fürth
Literarische Führung mit Blick auf Bernhard Kellermann

14 Uhr, Dauer: 90 Minuten,
Treffpunkt  vor dem Geburtshaus von Leopold Ullstein, Mohrenstraße 2

Kosten:
7 Euro, ermäßigt 5,50 Euro. Kinder bis zwölf Jahren in Begleitung Erwachsener frei

Veranstalter:
Tourist-Information Fürth Kontakt im rechten Bereich dieser Seite

Lese-Musik-Collage: Best of Tunnel
Es lesen: Uwe Weiherer und Rike Frohberger / Soundcollage: Klaus Treuheit / Führung in den Tunnel: Kamran Salimi, Untergrund Fürth e.V.

17:00 Uhr, Grüner Bräu Felsenkeller,
Robert-Koch-Straße, auf halber Höhe zwischen Dialysezentrum und Einfahrt zur Notaufnahme des Klinikums

Eintritt frei,
festes Schuhwerk und warme Kleidung werden empfohlen

 

Der Tunnel
Literaturverfilmung nach Bernhard Kellermann
D 1933 / Regie: Kurt Bernhardt / Drehbuch: Kurt Bernhardt, Reinhart Steinbicker / Darsteller: Gustaf Gründgens, Paul Hartmann, Olly von Flint, Attila Hörbiger Will Dohm und andere / 81 Min. / FSK 12

19 Uhr, Uferpalast – Programmkino,
Würzburger Straße 2

Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 5 Euro,  Mitglieder: 3 Euro
In Zusammenarbeit mit Untergrund Fürth e.V. und Uferpalast Programmkino e.V.

Bernhard Kellermann

Geboren am 4. März 1879 in Fürth, gestorben am 17.1 Oktober 1951 bei Potsdam

Fürth, eine Stadt „voll Staub und Rauch“ (Bernhard Kellermann) und der „tausend Schlote“ (Jakob Wassermann), konnte sie nicht halten, die wenigen großen Dichter, Denker und Schöngeister, die sie hervorgebracht hatte. Auch wenn sie hier geboren wurden, sind sie der Enge rasch entflohen oder wurden vertrieben. Zurück wollte keiner der „berühmten Fürther“ mehr.

Bernhard Kellermann, Sohn eines Magistratssekretärs der Stadt Fürth, in der heutigen Hallemannstraße 6 geboren und dort neun Jahre zuhause, verbrachte seine Jugend nach dem frühen Tod des Vaters dann in Ansbach und Nürnberg. Mit 18 Jahren ging er zum Studium der Germanistik nach München und kehrte nie mehr in seine fränkische Heimat zurück. Sein erster Roman „Yester und Li“ erschien 1904, war sofort ein Erfolg und sicherte ihm ein monatliches Einkommen. Ab 1906 nahm ihn der renommierte Fischer Verlag unter Vertrag. Am Vorabend des Ersten  Weltkriegs erschien sein Sciencefiction-Roman „Der Tunnel“. Binnen eines Jahres waren über 100 000 Exemplare verkauft, der Roman wurde fast jährlich neu aufgelegt und in 25 Sprachen übersetzt.

Kellermann, der ausgedehnte Reisen nach Frankreich, Skandinavien, Asien und in die USA unternahm, avancierte in den 1920er Jahren zu einem der populärsten Schriftsteller Deutschlands. Ab 1926 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, kurze Zeit sogar zusammen mit Jakob Wassermann. Man stelle sich das vor: Zwei gebürtige Fürther in diesem erlauchten deutschen Denker-Kreis! Kellermanns Tätigkeit im Ersten Weltkrieg als Kriegsberichterstatter an der Westfront hatte ihn zum überzeugten Pazifisten gemacht, was sich in seinem Roman „Der 9. November“ deutlich niederschlug. Und obwohl Kellermann kein Jude war, wurde dieses Buch im Mai 1933 öffentlich verbrannt. Aber er bleibt in Deutschland und schreibt weiter, geht in die „innere Emigration“.

Nach dem Krieg findet Kellermann in der sowjetischen Besatzungszone und im Sozialismus eine neue Heimat und neue Stoffe. Als er 1948 Stalin und die Errungenschaften Sowjetrusslands überschwänglich bewundert, konnte er über die späteren Greueltaten des Regimes noch nichts wissen. „Der bürgerliche Antifaschist, Pazifist und Demokrat Kellermann war in der sowjetischen Zone und in der frühen DDR ein hoch angesehener Schriftsteller.“ (aus  Barbara Ohm: Bernhard Kellermann. Zum fünfzigsten Todestag des in Fürth geborenen Autors). Das machte ihn wiederum im Westen zur persona non grata.

Wer war dieser Mann, der 1949 den Nationalpreis bekam, Volkskammerabgeordneter wurde und 1950 zum Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste der eben gegründeten DDR gehörte? Es gibt keinen Nachlass, man weiß wenig über sein Leben, seine Bücher werden nicht mehr aufgelegt. „LESEN!“ lädt dazu ein, sich mit dieser schwer zu verortenden Persönlichkeit und seinem Bestseller auseinanderzusetzen.

Mehr bei Fürthwiki: Link Fürthwiki

Der Tunnel (1913)

Der Inhalt: Der Ingenieur Mac Allan, Erfinder eines annähernd diamantenharten Stahls, ist überzeugt, binnen 15 Jahren einen transatlantischen Tunnel 6000 Meter unter dem Meeresspiegel von Amerika nach Europa graben zu können. Mit diesem Wunderwerk der Technik sollten dann täglich 40 000 Passagiere binnen 24 Stunden zwischen den Kontinenten transportiert werden können. Von Katastrophen, Spekulanten und Streiks unterbrochen, dauert der Tunnelbau letztlich 26 Jahre.

„Der Tunnel“ gilt gemeinhin als Archetypus des Sciencefiction-Romans. Literarisch wie sprachlich ein Novum in seiner Zeit, faszinierte er die Menschen der 1920er und 1930er Jahre mit seinen Schilderungen der technischen Möglichkeiten und Visionen, den sich daraus ergebenden menschlichen und gesellschaftlichen Problemen, den Tragödien und Schicksalsschlägen, den Fragen nach Verantwortung und moralischen Werten und – hierin war Kellermann seiner Zeit weit voraus – inwiefern technische Großprojekte überhaupt durch den Menschen beherrschbar sind. Der Roman erreichte zahllose Neuauflagen, wurde in 25 Sprachen übersetzt und einige Male (mehr oder weniger gut) verfilmt. Im Fischer Verlag wurde „Der Tunnel“ 1999 in der Reihe „Das Jahr100 der großen Unterhaltungsliteratur“ ein letztes Mal aufgelegt und Kellermann somit ein bedeutender Platz in der deutschen Literatur zugeordnet.

 

Verfilmungen

»Der Tunnel«, D 1915 / Regie und Drehbuch: William Wauer / Darsteller: Friedrich Kayßler, Fritzi Massary, Hermann Vallentin u.a. / 95 Min. / Stummfilm

»Der Tunnel«, D 1933 / Regie: Kurt Bernhardt / Drehbuch: Kurt Bernhardt, Reinhart Steinbicker / Darsteller: Gustaf Gründgens, Paul Hartmann, Olly von Flint, Attila Hörbiger, Max Weydner, Ferdinand Marian, Reporter, Will Dohm, Elga Brink, Max Schreck / 81 Min.

»Le tunnel«, F 1933 / Regie: Kurt Bernhardt / Drehbuch: Kurt Bernhardt, Reinhart Steinbicker / Darsteller: Jean Gabin, Gustaf Gründgens, Madeleine Renaud, Robert Le Vigan: Brooce, Edmond Van Daële, André Nox, Raymonde Allain / 72 Min.

»The Tunnel« (GB) / »Trans-atlantic Tunnel« (USA), GB 1935 / Regie: Maurice Elvey / Dreh­buch: Curt Siodmak / Darsteller Richard Dix, Leslie Banks, Madge Evans, Helen Vinson, C. Aubrey Smith and Basil Sydney / 94 Min.

 

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